Der Film „Rocky III” war ein Kassenschlager. Mit Sylvester Stallone in der Titelrolle war er für viele weit mehr als nur zwei Stunden Unterhaltung: In den frühen Achtziger-Jahren wurde in Sachen Training bei vielen der Stein ins Rollen gebracht – so auch bei mir.
Manchmal dauert’s etwas länger
Normalerweise lasse ich Leute ja nicht gerne warten. Echt nicht. Zumindest nicht lange. Aber was ich mir da mit Rocky Balboa geleistet habe, ist wohl schon ein starkes Stück. Und mein Gewissen wird so schlecht wie es nur werden kann.
Aber was ist passiert? Eigentlich: Eh nix. So sagt man hier bei uns in Österreich, wenn man der Meinung ist, der Schaden würde sich in Grenzen halten. Naja – Sylvester Stallone hat vermutlich nichts von alledem bemerkt. Weil: Die Story hat primär in meinem Kopf stattgefunden.
Doch eines nach dem anderen …
Die Pflichten als Staatsbürger
Es war Anfang der Achtziger-Jahre. Die Szene: Ich in einem Autobus, natürlich in der letzten Reihe. Mit dabei: Einige meiner Freunde und Schulkollegen. Die Mission: Auf nach Wien, um uns begutachten zu lassen. Der Grund: Das Österreichische Bundesheer hat uns herzlich zur „Musterung” eingeladen, die offiziell „Stellung” hieß.
Ich: Sweet little sixteen oder so. Vielleicht schon siebzehn. Jedenfalls: Von Bodybuilding oder Kraftsport absolut keinen Schimmer. Schließlich hatten die Bilder von Ralf Moeller noch nicht meine Wege gekreuzt.
Der freie Abend
Die beiden Tage mit diversen Untersuchungen und Befragungen nahmen also ihren Lauf. Und am Abend des ersten Tages beschlossen wir, diesen Film namens „Rocky III – Das Auge des Tigers” anzusehen. Ein Kino im Wiener Prater war schnell gefunden, und nach einer gepflegten Mahlzeit (es war vermutlich Pizza und Bier) bewegten wir uns gutgelaunt in Richtung Lichtspieltheater.
Wir ahnten damals nicht, dass dieser Abend Leben verändern sollte. Zumindest meines.
Harte Schläge – mitten ins Gesicht
Und plötzlich war ich mittendrin im Geschehen: ICH hatte die Schmerzen jener Schläge zu erleiden, die Rocky einstecken musste. ICH spürte die unbändige Motivation, als Sieger aus dem nächsten Kampf hervorzugehen. Und: ICH war Rocky Balboa.
Was mich am Film fasziniert hat, war dieses emotionsgeladene Aufgehen in der harten körperlichen Betätigung. Nicht nur im Kampf selbst, sondern vor allem in den Trainings- und Vorbereitungs-Szenen. War ich als Tormann einer Jugend-Fußballmannschaft früher meist damit befasst, die Technik des „Sich-nach-dem-Ball-Werfens” zu verbessern, reizte mich plötzlich etwas anderes: Der entschlossene Versuch, den Körper an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu bringen.
Stark anfangen – immer wieder.
Wieder zuhause war die Motivation groß: Haufenweise wurden Sit-Ups trainiert. Und Liegestütze. Mangels Trainings-Equipment gab es die Limitierung auf Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Und Rockys Stimme klang in meinem Ohr und feuerte mich an.
Es vergingen Monate, Jahre, Jahrzehnte. Im Lauf der Zeit wurde mein kleines, aber feines Home Gym immer mehr bestückt, und das Training wurde wesentlich vielfältiger. Allerdings: Rocky hatte im mir nicht unbedingt den konsequentesten Schüler. Immer wieder gab es kürzere oder längere Trainings-Pausen, die bis zu mehreren Monaten dauerten. Familie und Beruf waren oft Grund genug, meine Zeit anderweitig zu nutzen.
Und so kam es dazu, dass mein Training nie so konsequent war, wie es aus meiner Sicht hätte sein sollen.
Happy End nach vielen Jahren
Es dauerte dann noch fast 40 Jahre, bis ich meinen ganz persönlichen Weg zu konsequentem Training fand: Fast vier Jahrzehnte nach meinem Kino-Besuch bei Rocky fand ich in meinem selbst programmierten Online-Tool myTRS jenes Hilfsmittel, das sogar mich dazu bringen konnte, über längere Zeit am Training dran zu bleiben. Seit Herbst 2018 gibt es keine unnötigen Unterbrechungen mehr.
Heute, mit 55 Jahren, wäre vermutlich sogar Mister Balboa zufrieden mit mir.