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Denken für die Zeit danach: Die Mitgestaltung unserer Gesellschaft nach Corona

Und plötzlich stehen wir da und fühlen uns wie im falschen Film: Der Alltag, den wir so gut kannten, mit dem wir uns doch so gut arrangiert hatten, ist in dieser Form nicht mehr existent. Dinge, die für uns völlig selbstverständlich waren, sind auf einmal nicht mehr möglich – und sei es nur der Weg ins Fitness-Studio, um unser Training zu absolvieren.

Die Maßnahmen rund um die Corona-Krise haben vieles verändert. Das konfrontiert uns mit neuen, auf den ersten Blick unangenehmen Themen. Gedanken dazu, wie wir das Beste aus dieser ganz und gar ungewöhnlichen Situation machen könnten, behandelt dieser Beitrag.

Die Welt, wie wir sie kennen

Zur Beschreibung der uns bekannten Welt – in den sogenannten „westlichen Industrieländern“ – könnte etwa so lauten: Weitgehend freie Menschen leben ein weitgehend frei gestaltbares Leben auf der Basis einer weitgehend freien Wirtschaft. Gut, es gibt Regeln: Der Rechts-Staat soll darüber wachen, dass die Gesellschaft nicht im Überschwang marktwirtschaftlicher Erfolge schrittweise das Recht des Stärkeren etabliert, sondern ein gewisses soziales Sicherheits-Netz besteht.

Spitzen wir die Beschreibung unserer bisherigen Welt zu, dann könnten wir aber auch sagen: Es gibt von allem zuviel, was in fast allen Bereichen zu einem wirtschaftlichen Kampf mit brutalen Auswüchsen geführt hat. Jeder versucht mit mehr oder weniger sozial verträglichen Methoden, potenzielle Käufer auf sich und sein Angebot aufmerksam zu machen und sich gegenüber anderen Anbietern abzuheben. Und das im globalen Wettbewerb, der durch die Digitalisierung bis vor die Haustür jedes Einzelnen gebracht wurde.

Was könnte denn anders werden?

Meiner Meinung nach liegt für jeden Akteur der Schlüssel zur Veränderung in folgender Frage: Wie könnte ich meine persönlichen Stärken einsetzen, damit für andere ein bestehendes Problem gelöst oder ein ungedeckter Bedarf befriedigt werden kann? Und in welcher Nische könnte ich mich damit positionieren, um als ergänzender Partner für andere Akteure zu werden anstatt zum x-ten Mitbewerber, der das selbe anbietet wie tausende andere auch?

Eine derartige Form der Spezialisierung und Positionierung scheint durchaus geeignet zu sein, dass auch das Ganze besser funktioniert. Und wäre somit wohl auch ein kleiner Beitrag zu einer „besseren Welt“.

Was hat das mit Bodybuilding zu tun?

Auch wir als Bodybuilder sind ein Teil unseres gesamten gesellschaftlichen Systems: Als Trainer helfen wir anderen Menschen, ihren Körper in Schuss zu bringen oder in Form zu halten. Als Studio-Betreiber bieten wir Trainierenden die Möglichkeit, mit einer breiten Palette an Equipment eine Vielzahl an Übungs-Varianten auszuführen. Und als Wettkampf-Athleten dienen wir vielen Menschen als Ansporn und Vorbild, wodurch diesen oft erst möglich wird, den ersten, aber entscheidenden Schritt in Richtung eines eigenen Trainings zu tun.

Und obwohl wir bisher oft im Konkurrenz-Verhältnis zueinander gestanden sind oder als Wettkämpfer nur einer von uns ganz oben am Podest stehen konnte: Ab jetzt sind wir als Gemeinschaft gefordert – als Gemeinschaft jener, die bereits wissen, wie man durch gezieltes und effektives Training den eigenen Körper formen und seine Gesundheit erhalten kann.

Die gesellschaftliche Bedeutung von Bodybuilding als Breitensport

Jeder kennt sie, die (manchmal sogar ohne digitale Nachbearbeitung auskommenden) Vorher-Nachher-Fotos, die angeblich die Veränderung einer Person im Lauf der Zeit darstellen sollen. Aber man kann das Transformations-Thema auch auf eine überpersönliche, gesellschaftliche Ebene übertragen: Es ist ein Unterschied, ob ein großer Teil der Bevölkerung auf den eigenen Körper und seine Gesundheit achtet, oder jeder noch so kleinen Lust nachgibt, die aber seinem Wohlbefinden auf längere Sicht massiv schadet.

Und damit sind wir am Punkt: Als Bodybuilder lernt man nicht nur den eingenen Körper besser kennen, sondern übt sich auch an Disziplin und Durchhaltevermögen. Und, noch wichtiger: Man lernt mit der Zeit, dass man es in weiten Bereichen selbst in der Hand hat, das eigene Leben zu beeinflussen. Das hinterlässt tendeziell selbstbewusste, optimistische Individuen, die weniger anfällig sind für Fatalismus oder Manipulation. Und führt im Idealfall auch dazu, das, was vernünftig ist, auch zu lieben.

Meine Überzeugung: Bodybuilding sollte nicht nur für Randgruppen ein Thema sein, sondern ein bewährtes Modell darstellen für all jene, die ihr Leben möglichst fit und gesund verbringen wollen – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Ein vorzeigbarer Weg, der Menschen in eine wünschenswerte Zukunft zu führen vermag.

Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen?

Somit erhebt sich die Frage: Was können wir ganz persönlich in unserer eigenen Rolle zu einer sinnvollen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen?

Zunächst einmal: Jeder kann in seinem eigenen Umfeld wirken. Nicht nur erklären, sondern auch vorleben. Wobei: Auch theoretische Einblicke schaden dabei sicherlich nicht, weil Menschen eben oft nach dem Warum fragen. Und da ist die Antwort „Weil es sich für mich richtig anfühlt“ leider nicht ganz zufriedenstellend. Es gibt eine Fülle an brauchbaren Quellen – manche sogar frei verfügbar im Internet.

Konkrete Schritte für die Zeit der Krise und danach könnten sein: Sich weiterbilden und über Themen selbst (und durchaus auch kritisch) nachdenken. Dinge ausprobieren, die bisher zu kurz gekommen sind. Oft hilft es auch, neue Ansätze oder etwas Unkonventionelles zu denken oder zu tun – um zu prüfen, was es taugt. Was ist nötig, um Aufbau-Training erfolgreich und nachhaltig gesund zu betreiben? Finde es heraus – durch dein Denken und Handeln: Neugierde, Lernen und Experimentieren.

Und ganz generell geht es wohl darum, passende Profilierungs-Möglichkeiten für dich zu suchen, die dich als Puzzle-Teilchen besser in das Gesamt-Bild einfügen. Egal, ob als Trainer, als Studio-Betreiber oder als Athlet – finde deine passende Rolle. Und wer weiß: Vielleicht bist du ja ein ganz wesentliches Element, das für die schrittweise Gestaltung einer besseren Welt im Moment noch fehlt?

Viel Erfolg bei deiner Suche nach Möglichkeiten, und bleib‘ gesund – wir brauchen dich noch!

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