Man sollte meinen, dass Regeneration nicht gerade ein Thema ist, das mit Weihnachten zusammenpasst. Und Aufbau-Training eigentlich auch nicht. Daraus soll sich eine Weihnachts-Geschichte machen lassen? Aber manchmal gibt es im Leben unerwartete Entwicklungen. Lies selbst!
Vor langer, langer Zeit …
Meine Frau Andrea und ich waren damals 27 Jahre alt, als wir beschlossen zu heiraten. Die Hochzeit fand im Jahr 1992 statt, und die Hochzeitsreise auch. Als Ziel hatten wir die USA gewählt – es war unsere erste und bisher einzige Reise in die Vereinigten Staaten.
Auch im Urlaub ans Training denken?
Woran denkt man als Hanteln schwingender, ausreichend mit Testosteron versorgter und frisch verheirateter Mann auf der Hochzeitsreise? Richtig – ans Trainieren, selbstverständlich. Schließlich will man ja in Form bleiben – nicht nur fürs eigene Ego, sondern auch für die frisch Angetraute. Selbstlos eben.
Was lag also näher, als die bekannteste Fachzeitschrift zum Thema Muskel-Aufbau zu kaufen, die es damals zu kaufen gab: Die Muscle & Fitness aus Joe Weiders Bodybuilding-Imperium. Für mich keine ganz neue Sache, war ich doch seit vielen Jahren schon treuer Leser des deutschsprachigen Ablegers dieser Zeitschrift, der Sportrevue von Albert Busek. Die war zwar etwas dünner, aber Bilder und Artikel waren gleich – bis auf die Sprache eben.
Aufbau-Training: Auch für die Tochter interessant?
Die Tage kamen, und die Tage gingen: Wir mussten wieder zurück nach Hause, und dort nahm der Alltag seinen Lauf. Der Beruf nahm eine wichtige Rolle ein. Aber auch die Famile, und so kam 1994 unsere Tochter Julia zur Welt: ein herzallerliebstes Baby.
Schon in ihrer Kindheit stellte ich fest, dass sie ausgesprochen kräftig war, insbesondere am Oberkörper. Die Zeit verging, und ich habe nie versucht, sie zum Training zu bewegen. Allerdings: Sie hat immer gesehen, was ich da so treibe im Keller bei den Hanteln. Der Bezug war also aufgebaut.
Und wie das Leben so spielt: Julia hat neben anderen Studien im Jahr 2018 auch die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Fitness-Trainerin begonnen. Und als es Richtung Abschluss ging, stellte sich die Frage: Welches Thema soll die Diplomarbeit eigentlich haben?
Regeneration als Thema der Trainer-Ausbildung
Der Titel der Diplomarbeit lautete letztendlich: „Optimierung des Muskelaufbaus unter Berücksichtigung von Regeneration und Superkompensation”. Und irgendwann fiel mir auf, dass Julia in ihrer Arbeit auf eine Tabelle aus ihrem Skriptum verwies, die unterschiedliche Regenerations-Zeiten für verschiedene Muskelgruppen auflistete.
Ich war mir sicher: Ich hatte das früher schon mal wo gesehen. Die Überlegung dahinter: Kleine Muskeln regenerieren schneller als große, geringe Intensität benötigt weniger Regenerationszeit als hohe Intensität, und die Faserzusammensetzung des jeweiligen Muskels scheint auch eine Rolle zu spielen. Gut, dieses Thema ist also immer noch präsent.
Entwicklung eines Prototypen der neuen Web-App
Parallel zu ihrer Trainer-Ausbildung war Julia auf der Fachhochschule mit ihrem Studium der Wirtschaftsinformatik beschäftigt. Und im Rahmen dieses Studiums wählte sie als Thema für die Master-Arbeit die Entwicklung eines Prototypen, der für Trainierende nach Erfassung der absolvierten Übungen berechnet, wann welche Muskeln wieder bereit sind für ein nächstes Workout. Freude und Stolz waren mir als Programmierer und Vater gewiss.
Ein Prototyp ist eine programmierte Applikation („App”), die noch nicht alles kann, was im Endeffekt geplant ist, aber: Er soll ein Gefühl vermitteln, wie das Produkt am Ende aussehen und zu bedienen sein könnte. Und so entstand im Zuge ihrer Master-Arbeit die allererste Version der Web-App namens „myTRS – Mein Trainings-Regenerations-Status”.
Die Tabelle aus John Comereskis Artikel
Und das Bemerkenswerteste an der ganzen Sache war, dass ich diese Tabelle mit den Regenerations-Zeiten der einzelnen Muskel-Partien tatsächlich in meinem Zeitschriften-Fundus auftreiben konnte. Und ja, du ahnst es bereits: Dieser Artikel war in der Zeitschrift Muscle & Fitness aus 1992 – der ersten und einzigen Original-Zeitschrift, die ich aus den USA besitze.
Der Autor war John Comereski, der damals viele Fachartikel und Berichte aus dem wissenschaftlichen Bereich für den Weider-Konzern verfasste. Es war mir all die Jahre nicht bewusst, aber: Ich hatte den entscheidenden Artikel für die Arbeiten unserer Tochter im Original!
Die Vorahnung, 27 Jahre zu früh?
Jetzt kann man natürlich die abenteuerlichsten Gedankenspiele betreiben: War es Schicksal? War es eine Art Vorahnung? Oder war es schlicht und einfach Zufall, dass ich damals eine Zeitschrift gekauft habe, die unsere Tochter 27 Jahre später würde brauchen können?
Ich bin ein sehr rational denkender Mensch. Aber diesen Zufall finde ich schon ausgesprochen bemerkenswert. Wie auch immer: Die Überraschung war groß, und irgendwie ist das Ganze eine „gute Story”.
Und die Moral von der Geschichte?
Naja – man kann aus alledem vermutlich keine Lebensweisheiten ziehen, und auch keine Handlungsempfehlungen. Aber eines kann man vielleicht doch: Eine Weihnachtsgeschichte daraus machen.
Warum Weihnachtsgeschichte?
Weil dieser Artikel in dieser Zeitschrift ein zentraler Bestandteil der Web-App myTRS wurde, die wir – meine Frau, unsere Tochter und ich – jetzt sozusagen als „Family Business” betreiben. Es macht große Freude, das Produkt wachsen zu sehen und damit Menschen, die Aufbau-Training betreiben, zu helfen.
Und gerade jetzt, im Advent 2019, haben wir die Web-App ebenso wie die Website, den Blog, facebook und Instagram freigeschaltet. Ab sofort ist also die kostenlose und unverbindliche Registrierung möglich. Frohe Weihnachten!