Eine Trainings-App? Ich bin skeptisch. Da bist du dann nur noch fremdgesteuert, statt dein Training selbst zu gestalten. Und ein Training von der Stange? Nein, danke! Jeder ist anders – wie sollte mir da eine App sagen können, was für mich passt?
Nein – mir hat keiner zu sagen, was gut für mich ist. Und schon gar nicht eine App mit lustig bunten Bildchen, auf der heute so viele im Gym herumwischen. Komm schon … wenn du ernsthaft trainierst, damit du deinen Körper nach deinen Vorstellungen formst, dann kannst du auf derartige Spielzeuge gut verzichten. Damit reduzierst du dann auch die Ablenkung und fokussierst dich auf dein Workout, das du ganz alleine für dich maßgeschneidert hast – mit oder ohne Coach.
Oder?
Andererseits: Manchmal liege auch ich nicht ganz richtig mit dem, was ich mir gerade so denke. Böse Zungen behaupten sogar, ich hätte mich manchmal sogar schon mal geirrt. Was für eine Unterstellung! Aber zugegeben: Nicht in 100% der Fälle habe ich den vollen Überblick, um eine perfekte Entscheidung zu treffen. Hat ja schließlich niemand – zumindest nicht im echten Leben.
Die Sache mit dem Split-Training ist zum Beispiel so ein Thema.
In der Theorie ist alles easy: An bestimmten Tagen werden bestimmte Muskeln trainiert. Aber immer wieder klopft der Alltag an die Tür und zerbröselt meine Pläne – und dann gilt es zu improvisieren. Das Problem dabei: Im Optimalfall sollte ich alle zuvor trainierten Muskeln erst dann wieder belasten, wenn sie sich ausreichend erholt haben und in der Superkompensations-Phase ein Leistungs-Hoch bereits erreichen konnten. Wann das der Fall ist? Das wissen wohl nur die Götter.
Und vielleicht myTRS?
Aber halt: Dieses Online-Tool, das sich dem regenerationsbasierten Aufbautraining verschrieben hat, kann mir das auch nicht exakt berechnen. Viel zu viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um die Regeneration der Muskeln nach hartem Training geht: Nicht nur die unterschiedlichen Erholungszeiten der einzelnen Muskelgruppen variieren, sondern auch meine generelle körperliche Verfassung, meine Ernährung oder auch meine psychische Situation spielen da mit. Das kann dann keine App berechnen – schließlich gibt es da keine Formel dafür.
Was myTRS allerdings sehr wohl bieten kann: Eine Orientierungs-Hilfe.
Denn schließlich geht es ja nicht darum, jeden Muskel auf die Minute genau wieder zu trainieren, sondern lediglich um darum, ihn nicht viel zu früh oder viel zu spät wieder zu belasten. Da reicht schon eine grobe Übersicht auf Tages-Ebene. Die zeigt mir dann, ob heute der Trizeps wieder bereit wäre – oder ob er noch bis morgen oder länger braucht, um seinen Aufbau abzuschließen.
Aber führt diese Orientierung nicht eben doch zur Fremdbestimmung?
Eines ist ganz entscheidend: Das Online-Tool myTRS kommt nicht als besserwisserisches Wunderding daher, sondern als Impulsgeber, um über deine ganz individuelle Regeneration selbst nachzudenken: Wenn myTRS anzeigt, dass dein Trizeps noch belastet ist vom letzten Brust-Training, dann ist das in erster Linie nichts anderes als ein Denkanstoß. Es geht nicht darum, dass du diese Anregung als unumstößliche Tatsache hinnimmst, sondern: Dass du darüber nachdenkst und in dich hineinspürst, ob es denn tatsächlich so sein könnte. Und wenn du zu einer anderen Erkenntnis kommst, trainierst du deinen Trizeps eben trotzdem.
Unterm Strich: Das Online-Tool schlägt dir etwas vor, aber du bleibst selbstbestimmt. Immer.
Anmerkungen
- Die Beitrags-Reihe skAPPtisch basiert auf Anregungen von Berend Breitenstein, ehemaliger Wettkampf-Athlet im Natural Bodybuilding sowie Gründer und Präsident der GNBF.
- Beim Online-Tool myTRS (Mein Trainings-Regenerations-Status) handelt es sich um eine Web-App, die ohne Installation auf unterschiedlichsten Geräten und Internet-Browsern verwendet werden kann.