Jeder hat ein bestimmtes Bild vor Augen, wenn er an einen Bodybuilder denkt: Meist sind das breite Schultern, dicke Arme, wuchtige Beine. Und generell haufenweise Muskeln über den ganzen Körper verteilt. Mächtige Erscheinungen, und in ihrer extremen Ausprägung nicht jedermanns Sache.
Ob ich ein Bodybuilder bin?
So gesehen bin klarerweise kein Bodybuilder, weil ich weder ein besonders großes Ausmaß an Muskulatur aufgebaut noch meinen Körperfett-Anteil extrem reduziert habe. Aber was bin ich dann?
Ich bin ein Überlebender. Ich bewege Gewichte seit knapp 40 Jahren und habe es geschafft, niemals ernsthaften Probleme mit meinem Bewegungsapparat zu bekommen. Das liegt natürlich auch daran, dass ich keine wirklich schweren Gewichte verwendet, sondern mehr Augenmerk auf eine kontrollierte und saubere Übungs-Ausführung gelegt habe.
Diese Sache mit schmerzfrei funktionierenden Sehnen, Bändern und Gelenken mag für manchen nichts Besonderes sein, aber viele Menschen haben damit Probleme. Je älter man wird, umso mehr wird einem bewusst, wie wichtig diese Strukturen für schmerzfreie und ungehinderte Bewegung sind. Und Bewegung ist Leben. Jeder, der mit solchen Problemen bereits in Berührung gekommen ist, weiß den Wert der Gesundheit in diesem Bereich erst richtig zu schätzen.
Training als Mittel zum Zweck
Das Training ist für mich eindeutig kein Selbstzweck – ich absolviere es, weil ich merke, dass es mir etwas bringt. Ob nun die mit Blut aufgepumpte Muskulatur nach schweren Sätzen oder die angenehme körperliche Ermüdung bei geistiger Wachheit nach einem harten Workout: Ich stelle fest, dass mir etwas fehlt, wenn ich eine Weile nicht trainieren kann.
Und noch ein Grund, weshalb ich mich eher als „Bodybuilder” und nicht einfach nur als „Kraftsportler” sehen würde: Mein Training dient dem gezielten Entwickeln einzelner Körperteile. Mein Interesse gilt also weniger einer funktionellen Leistungs-Steigerung oder einer besseren Performance in irgendeiner Sportart, sondern vielmehr der Modellierung meines Körpers. Und das mit einem gewissen Grad an Kraft- und Beweglichkeits-Zuwachs ganz nebenbei.
Was ist eigentlich ein Bodybuilder?
Vielleicht ist unser inneres Bild eines Bodybuilders zu eng gefasst. Betrachten wir die Sache doch einmal anhand des Begriffes „Autofahrer”: Es kann sich um den Lenker eines Formel-1-Boliden oder eines Kleinwagens handeln, und dennoch: beides sind Autofahrer.
Könnte das bei Bodybuildern ähnlich sein?
Für mich jedenfalls ist jeder ein Bodybuilder, der ganz gezielt an der Formung einzelner Körperteile arbeitet. Der seine Muskulatur mittels hartem Training dazu stimuliert, kräftiger und massiger zu werden. Und der seinen Körper auf diese Weise immer besser kennenlernt.
Und so betrachtet: Ja, ich bin ein Bodybuilder – mit Leib und Seele.